Österreich 0:1 Schottland

22 Monate mussten wir warten bis wir endlich wieder einen Bus zu einem Länderspiel organisieren durften. Dank der EM-Euphorie füllte sich der Bus relativ rasch. Gut, dass da noch keiner wusste, wie die Lage 2 Monate später aussehen sollte. Somit machten wir uns mit 43 Personen an Board auf Richtung Bundeshauptstadt. Weitere 3 Personen folgten per PKW.

 

Bis auf den 3G-Check vor dem Betreten des Buses war alles wie früher. Es wurde fleißig getrunken, geknobelt und blöd dahergeredet. Obendrein hatte unser Partybus wieder die Möglichkeit via YouTube Musik abspielen zu lassen. Somit konnten wir unsere Mitreisenden gleich mal in Extase versetzen. Bei den klassischen Knobelrunden erwischte es gleich einen Neuling 2x hintereinander mit Bezahlen. FF meinte nur knapp: "Gestern hat dich keiner gekannt, nun kennt dich die ganze Welt!"

 

Verwunderlicherweise fuhren wir dieses Mal ohne Fancops nach Vienna und das trotz Coronaauflagen - uns solls recht sein. Die tolle Busfahrt rundete wieder das obligatorische Gruppenfoto am Parkplatz Hinterbrühl ab. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir das Stadion. Für die einen ging es noch kurz in den Prater (oder wie unser Capo nach ein paar Litern sagen würde: "Prada, wie die Sonnenbrille"), für die anderen ins Stadioncenter, wo die durstigen Kehlen Linderung erhielten.

 

In der Kurve wurde ein gewohntes Bild mit den Transparenten gemalt, wenngleich sich der Fanclub Hurricanes mit sofortiger Wirkung als 1er Fanclub zurückzieht und auch die Gestaltung des Supports niederlegt. Für die gesamte Kurve natürlich ein Rückschlag, weil man irgendwie versuchen muss an halbwegs alte Zeiten anzuknüpfen. Eines hat man zumindest gegen Schottland gesehen: Ohne koordinierten Support im Happel wirds ganz, ganz schwierig, etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Da war ja Moldawien auswärts mit 30 Leuten noch besser.

 

Zum Sportlichen: Franco Foda ist nach der Niederlage in Israel stark angeknocked. Für manche längst überfällig, für manche dennoch verwunderlich, da er ja eine erfolgreiche EM gespielt hat und auch Moldawien bezwungen hat. Somit war ein Sieg im heutigen Spiel vs. Schottland Pflicht. Nur 18.800 Zuseher fanden dabei den Weg ins Oval. Da Wien strengere Covid-Maßnahmen als das restliche Österreich ausspricht, gibt es zu der mäßigen Euphorie rund ums Nationalteam noch zusätzliche Gründe, warum wir nur vor ca. 40% Stadionauslastung gespielt haben.

 

Unsere Elf begann wie in Israel engagiert, jedoch scheiterten wir am fehlenden Selbstvertrauen, Unvermögen und hatten auch noch einiges an Pech. Vor allem in der 30. Minute als sich unser geliebter Freund, der VAR, ins Spielgeschehen einmischte. Nach zweiminütigem Videostudium hieß es Elfmeter für Schottland. Bis dato hat es 6 VAR-Entscheidungen bei Österreichspielen gegeben und fünf vielen gegen uns aus. Bachmann konnte den Penalty von Dykes leider nur streifen und nicht halten, somit gingen die Inselkicker mit 1:0 in Führung. Auf die mäßige Stimmung vor dem Führungstreffer der Schotten folgten Foda-Raus-Rufe, Pfeiffkonzerte und fast kein aktiver Support mehr. Unermüdliche Bemühungen von einigen wenigen fanden leider keine Unterstützer. 

 

Nach der Pause ging es in dieser Tonart weiter. Unsere Mannschaft war bemüht, aber es funktionierte nichts. Anstatt die Jungs am Rasen zu unterstützen, haute man mit der Stimme noch einmal drauf. Man kann nach dem Spiel schimpfen was man will, aber während der 90 Minuten, vor allem bei nur einem Tor Rückstand, sollte man bedingungslos die Mannschaft unterstützen, weil was will man sich daraus erhoffen? Ganz ehrlich, die Kurve war um einen Scheißdreck besser, als der Trainer oder die Kicker am Platz. Hier ist auf jeden Fall eine Verbesserung im November angesagt!!!

 

Ein Abseitstor der Österreicher kurz vor Ende wurde noch aberkannt. Somit verloren wir sang- und klanglos mit 1:0. In der Tabelle sind wir nun klarer 4. und können fast nur mit 4 Siegen aus den letzten 4 Partien Platz 2 erobern. Gott sei Dank haben wir das Hintertürchen Nations League, um doch noch ins WM Play Off zu stolpern.

 

Nach dem Spiel versammelten sich noch einige Spieler vor der Kurve um die Dinge auszusprechen, Hut ab davor. Viele Fans aber ließen nicht mit sich sprechen und gestikulierten nur wild herum. Man muss hier schon ganz klar überlegen, welche Leute hier wirklich das Recht hätten in der Kurve das Maul aufzureißen. Die Allesfahrer? Ja. Langgediente Anhänger? Ja. Die Stadiontouristen, die maximal daheim (und da auch nicht immer) vor Ort sind? Nein, auf keinen Fall!

 

Hier gibt es nun an allen Ecken und Enden Klärungsbedarf. Wir in der Kurve werden mit einem internen Treffen mal die Weichen in die hoffentlich richtige Richtung stellen. Was der ÖFB mit Präsident, Sportdirektor und Trainer macht...man wird es sehen!

 

Aber es gibt auch Positives zu berichten. Ab sofort sind wieder Auswärtsfans zugelassen, weshalb wir ohne Bedenken auf die Färöer und Dänemark fliegen können. Wir dachten schon, dass wir unseren Zweitwohnsitz in einer Schafshütte auf der Insel Nólsoy anmelden müssten. FoT goes international, yes!

 

Nach dem Spiel gings dann mit dem Bus retour nach Linz. Hier wurde für einen Dienstag vor allem im mittleren Teil des Busses noch die Sau rausgelassen. Die teilweise schon sehr alkoholisierten Männer im mittleren Alter von 50-60 Jahren genossen die prallen Rundungen einer mitreisenden Dame knapp über 30. Es lief jedoch alles gesittet ab, so wie immer bei uns im Bus. 

 

Alles in allem ein sehr durchwachsener Tag, der mit einem perfekten Bus dennoch als sehr positiv ausfiel. Danke an alle Mitreisenden, wir hoffen wir sehen uns bald wieder, wenn es durch den Busflur hallt: Fürstliche, Fürstliche Jungs!