Serbien 3:2 Österreich

Das 3. Spiel dieser WM-Quali war das Auswärtsspiel gegen Serbien. So ging es am späten Freitag Abend für uns mit einem vollbesetzten 9-Sitzer Richtung Belgrad. Die 800 Kilometer führten uns über Graz, Maribor, Zagreb bis hin zum Spielort. Die Autoreise durch die ex-jugoslawische Nacht wurde für den ein oder anderen Mitreisenden wieder zu einem Trinkspektakel. Die Grenzkontrollen an ausnahmslos allen Grenzen waren sehr dürftig, oftmals wurde nicht einmal der Reisepass geöffnet, sondern nur durchgezählt, ob die Anzahl der Pässe mit den Reisenden im Auto übereinstimmt. Ein Klassiker konnte auf einer Raststation in Kroatien ausgemacht werden, als uns ein "Gerhard" nach Eurometall fragte. Wir wussten nicht ob er Euromünzen als Spende haben wollte, oder ob wir ihm von der Voestalpine ein Souvenir hätten mitbringen sollen.

 

Nach etwa 10 Stunden Fahrt erreichten wir vormittags Belgrad und machten uns gleich auf die Suche nach unserem Hotel. Als uns das Handynavi zur Adresse unserer Unterkunft lotste, erschraken wir alle. Ein Rohbau, unglaublich, haben wir heute überhaupt ein Dach über dem Kopf, waren unsere Gedanken. Jedoch als wir die Lobby betraten waren unsere Nerven beruhigt. Ein Wellnesshotel vom Feinsten mit Sauna, Jacuzzi, Outdoorpool und Billardtisch. Der Rohbau erwies sich als Erweiterung des bestehenden Hotels. Zuerst wurde auf die erfolgreiche Ankunft in Belgrad angestoßen, danach nach Geldabheben- und wechseln ein feines Restaurant gefunden. 9 mal Cevapcici wurden bestellt, da man sich bei den anderen Speisen eher unsicher war. Nach einigen Knobelrunden und Sliwowitz (sowie Ziegenmilch für unseren Anti-Alki) ging es zurück ins Hotel, wo schon der Billardtisch und der Whirlpool auf uns warteten. Jedes Zimmer konnte eine Stunde im Whirlpool genießen, zudem wurde ein Billardturnier groß aufgezogen. Beides geile Aktivitäten um den Nachmittag in Belgrad zu genießen. Zudem wurde ein legendäres Video im Internet online gestellt, wo ein Mitreisender beim Versuch in den Outdoorpool zu rutschen, kläglich scheiterte. Des Weiteren wurden wir ermahnt, dass wir unsere Lautstärke zurückdrehen sollten, da das hier kein Vergnügungspark sei, sondern ein Liebestempel.

 

Als das Bier von der Hoteldame schon nachgekauft werden musste, entschlossen wir uns in das Zentrum zu fahren, um ein bisschen das Belgrader Nightlife zu genießen. Eine schmucke Cocktailbar konnte gefunden werden, in der wir versumpft sind. Auch die zufällig anwesenden Fanpolizisten konnten sich von unserer Motivation in Serbien zu sein ein Bild machen. Immer wieder wurden einige Fangesänge skandiert. Eigentlich verwunderlich, dass die Einheimischen (die ja als sehr gewaltbereit bekannt sind) hier nirgends vorhanden waren. Nationalteams dürften eher weniger das Interesse der Serben locken, was uns eher entgegenkam und wir so unsere Feierlaune ungestört ausleben konnten. Die letzten Trunkenbolde erreichten trotz Durchmachens am Vortag erst um 04:00 Uhr unser Hotel zum Nächtigen.

 

Am nächsten Tag hieß es für uns 10:00 Uhr Check-out-Time. Alle waren von der Vornacht noch etwas angeschlagen. Wir entschlossen uns die Festung in Belgrad genauer unter die Lupe zu nehmen, was sich als perfekt erwies. Zuerst spazierten wir im Inneren der Festung, machten Gruppenfotos und besichtigten die Panzer und Kanonen. Dann entdeckten wir einen Bogenschießstand, wo wir gleich voller Enthusiasmus begannen ein olympisches Turnier im Bogenschießen in Belgrad zu organisieren. Jeder Spieler (8 trauten sich) hatte 12 Pfeile (Kosten 5€). Es war eine unglaublich lustige Stunde, da viele zum ersten Mal Bogenschießen waren. Schlussendlich gab es die eine oder andere Überraschung in den Platzierungen (Hartlauer wurde 2.) und viele knappe Ergebnisse, die letzten 3 innerhalb von einem Ring, Platz 2-4 innerhalb von 2 Ringen. So kam es dass Oldie FF dieses Turnier gewann und Oldie Doctores eine Runde Bier im Restaurant zahlen musste, in dem auch zufällig Leo Windtner dinierte und wir wieder einmal fast nur Cevapcici verspeisten. 

 

Danach begaben wir uns noch in den Freizeitpark, wo man mit einem Riesenrad fuhr. Der Rost auf diesem Fahrgeschäft war nicht zu übersehen und Sicherungen waren Mangelware. Aber für umgerechnet 0,50€ musste man sich diese Risikofahrt einfach geben. Zudem wurde auch noch eine Runde im Autodrom gedreht, ehe es zum Treffpunkt mit den anderen Österreichern ging. Bevor unser gemeinsamer Bus um 18:00 Uhr zum Stadion aufbrechen sollte, wurde in einem netten Kaffee, das ein oder andere Bier verzehrt. Dann beim Bus angekommen, hieß es bitte warten anstatt zum Stadion zu fahren. Wir mussten auf die Busse aus Österreich warten um geschlossen ins Stadion zu gehen. Für uns eine Farce, denn wir warteten 2 Stunden sinnlos im Bus. Um 20:00 Uhr ging es endlich dann im Konvoi Richtung Stadion. Beim Stadion wurde ein Durchgang von der Polizei geschaffen, um in unseren Sektor zu kommen. In diesem war die Platzierung der Banner etwas schwierig. Bis wir die richtige Lösung gefunden hatten, dauerte es ein wenig und so wechselten ein 2. Mal den Platz. Schlussendlich fixierten wir unseren Fetzen auf den Sitzen vor uns, umgeben von Pielachtal und Bregenz. Insgesamt waren es 360 Österreicher die sich die Reise nach Serbien antaten, insgesamt fanden sich nicht mehr als 20.000 Zuseher im Roter Stern Stadion ein (schwach).

 

Zum Spiel: Der Beginn war geprägt von sehr vielen Fehlern unseres Aufbauspiels und vor allem unserer Abwehr. So passierte es, dass wir bereits nach 6 Minuten 1:0 in Rückstand lagen, Torschütze Mitrovic. Jedoch steckten unsere Jungs nicht auf und drängten auf den Ausgleich. In Minute 15 nutzte Marcel Sabitzer einen Patzer in der serbischen Abwehr und stellte auf 1:1. Ein geiler Torjubel folgte darauf und man skandierte zu den serbischen Fans, da bereits nach dem 1:0 Aufwiedersehen-Sprechchöre vernommen wurden. Der nächste Aufregen folgte dann Mitte der 1. Halbzeit als ein Böller in der Nähe unseres Sektors explodierte, woher er kam weiß keiner so richtig... Man sah nur einen vermummten Serben, der in Richtung unseres Sektors marschierte. In der 23. Minute war es dann erneut Mitrovic der auf 2:1 für die Serben stellte. Erneut schaute unsere Abwehr ganz unglücklich aus. Hier an diesem Punkt muss man auch unseren Teamchef hinterfragen, ob die aktuelle Aufstellung in der Abwehr nicht überdenkt werden sollte. Dann war Halbzeit. Vom Support her ein sehr gutes Niveau für die mittelmäßige Anzahl an Mitgereisten. Vor allem in den ersten 25. Minuten wurde ordentlich Gas gegeben und man konnte ohne zu Lügen behaupten, dass wir lauter als unser Gegner gegenüber waren.

 

In der 2. Halbzeit sah man unserer Mannschaft die Bemühungen an. Jedoch mit dieser Lockerheit spielten wir nicht mehr, wie das noch vor 1-2 Jahren war. Dennoch gelang Marc Janko der verdiente Ausgleich zum 2:2. Jetzt war der Torjubel noch exzessiver, ein 2. mal einen Rückstand aufgeholt. Die Stimmung im Block war auch wieder auf Topniveau. Wir wollten unbedingt mindestens einen Punkt aus Serbien entführen. Jedoch diese Hoffnungen und Anstrengungen wurden nicht belohnt. Wieder ein billiges Gegentor durch Tadic in Minute 74. Danach konnten unsere Jungs den Ball nicht mehr im Tor unterbringen und so verlor man 3:2. Bittere Pille, die wir da schlucken mussten, da es seit dem 1:2 gegen Schweden im Oktober 2013, die erste Niederlage in einer Qualifikation war. Enttäuscht waren unsere Gesichter nach dem Spiel. Dann wurde man noch fast eine Stunde von der serbischen Polizei im Sektor festgehalten, bis wir endlich zu unseren Bussen gehen konnten. Diese Zeitspanne verkürzten wir mit einigen Gesängen im Stadion, sowie Wortgefechten mit Ordern, die wissen sollten, dass wir keine Serbenfreunde sind. Nach der 5-minütigen Busfahrt stiegen wir in unseren 9-Sitzer um und brausten Richtung Österreich. Nach 10 Stunden Fahrt und sehr übermüdet erreichten wir am Vormittag Linz, wo wir heil froh waren, dass wir gesund zu Hause ankamen.

 

Was unterm Strich bleibt ist eine kurze geile Reise mit Erholungs- und Partyurlaub nach Belgrad, sowie einer sehr enttäuschenden Abwehrleistung unseres Teams. Jetzt haben wir 3 Punkte Rückstand auf Irland und Serbien und sind nur mehr 4. Der Traum von der 1. WM-Teilnahme für die FoT ist in weite Ferne gerückt. Um diesen Traum wieder aufleben zu lassen, muss sich unsere Nationalelf endlich wieder steigern und an die Leistungen der letzten Jahre anknüpfen. 2 Siege aus den nächsten 2 Heimspielen gegen Irland und Moldawien sind Pflicht, um mit einer halbwegs ordentlichen Halbzeitbilanz in die 2. Hälfte der Qualifikation zu starten. Und dafür werden wir im November alles geben. Immer wieder Österreich!