Österreich 2:2 Schottland

Das heutige Testspiel gegen Schottland ist zugleich das letzte Länderspiel für Franco Foda als Teamchef. Viel lieber hätten wir gegen Tschechien gespielt. Das hätte bedeutet, dass wir nach wie vor im WM-Rennen dabei gewesen wären. Somit machten wir uns, aufgrund kurzfristiger Ausfälle, zu 6. auf in die Bundeshauptstadt, um diesen Spiel beizuwohnen. Nicht nur der Abschied von Foda war heute Thema, auch Dragovic steht vor einem besonderen Spiel, dem 100. in seiner Karriere für den ÖFB. Bis dato hat nur Herzog diese magische Marke überschritten.

 

Da wir gleich nach der Arbeit aufgebrochen sind, hatten wir keine Zeit zu verlieren. So kam es auch, dass unser Woita bei der Bushaltestelle in den rollenden 9-Sitzer springen musste. Erinnerungen an eine bestimmte Zugfahrt, wo er durch das Fenster in den abfahrenden Zug gesprungen war, wurden wach. Die Fahrt nach Wien wurde von den Mitreisenden für einen Umtrunk, bald ablaufender Getränke, genutzt. Da dies doch einige Doserl waren, wurde die Schluckgeschwindigkeit dementsprechend erhöht. Als in der Hauptstadt der Stau begann, nutzen die angeheiterten Männer die Gelegenheit, hübsche Frauen aus anderen Autos anzuhimmeln.

 

Rund ums Stadion waren eigentlich nur Schotten zu sichten. Da sind doch einige angereist, obwohl sie erst 4 Tage vor diesem Match vom Spielort erfahren haben. So kam es auch, dass unser traditioneller Absacker vor dem Spiel im Stadioncenter nicht so prickelnd war. Aufgrund der großen Anzahl durstiger Rockträger waren die Kellnerinnen mehr als überfordert und wir bekamen leider keine Mahlzeit mehr. Lediglich ein paar Restbestände Biere konnten aufgetrieben werden. Ein kurzes Interview mit dem Kurier rundete die Spielvorbereitung ab.

 

Im Happel Oval waren heute 6.600 Zuseher vorzufinden. Eine schwache Kulisse, welche wir so schnell nicht mehr haben möchten. Wie in so vielen Spielen unter Franco Foda waren Teile der Partie gut, andere wieder schlecht. In den guten Momenten erzielten wir meist keine Tore, in den schlechten erhielten wir jene. So kam es, dass wir mit einem 0:1 Rückstand, durch ein Tor von Hendry in Minute 28, in die Pause geschickt wurden. Supporttechnisch waren die ersten 30 Minuten echt grausam. Die chronische schlechte Stimmung, teilweise auch szeneintern sowie von Medien und Umfeld gepusht, übertrug sich auf den Block. So war es verwunderlich, dass sich nach dem Rückstand einige unermüdliche Leute wiederfanden, welche dem Team die Treue hielten und versuchten alles zu geben. Manche sprechen von Sinnlosigkeit, wir denken aber, dies ist ja der Grund warum wir ins Stadion gehen!

 

In der zweiten Hälfte gesellten sich neben Steyr, den Saukarln und uns, auch die Pielachtaler dazu, um den Support weiter voranzutreiben. Wir waren vielleicht in Summe gut 50 Leute, jedoch war Überzeugung und Ernsthaftigkeit dahinter, ob des Testspiels und der Umstände, beeindruckend. Dies zogen wir so auch bis zur 56. Minute durch, ehe McGinn uns mit dem 0:2 den nächsten Dämpfer versetzte. Schöttel-raus-Rufe hallten durchs Stadion. Wenn man schon einen Neuanfang will, sollte es wohl ein komplett sein. Der Block erholte sich relativ rasch von diesem Schock und gab nochmals alles. Das Schöne am heutigen Tag war, dass man sehen konnte, wie der Funke aufs Team übergesprungen ist. Die Joker Gregoritsch (75. Minute) und Schöpf (82. Minute) bescherten Österreich noch den verdienten Ausgleich. Andi Weimann vergab, wie schon so oft in seiner Teamkarriere, eine Riesenchance. So haben wir leider Foda keinen Sieg zum Abschluss geschenkt, aber immerhin eine respektable Aufholjagd geliefert. Auch unsere Hochachtung vor den motivierten Anhängern. Es gibt doch noch Leute, die es wirklich ernst meinen und zumindest zu jeder Zeit versuchen, das beste aus der Situation zu machen.

 

Nach dem Schlusspfiff gab es noch einen würdigen Abschied für Mannschaft, Kapitän Dragovic und Franco Foda, der mit seinen 48 Länderspielen einen Punkteschnitt von 1,81 schaffte. Somit ist er der 3. erfolgreichste Teamchef in dieser Statistik. Ebenso konnten wir mit ihm in der Nations League in die Division A sowie bei der EM 2021 ins Achtelfinale aufsteigen. Dies war der größte Erfolg Österreichs bei einer EM. Somit war nicht alles scheiße, wie viele behaupten!

 

Im Anschluss gings mit viel Heiterkeit retour nach Linz. Nur Sleepy Harti musste seiner Trinkgeschwindigkeit Tribut zollen und schlief mit einer Bierdose in der Hand ein. Ein abendliches Gruppenfoto durch einen rumänischer LKW-Fahrer, der mit heftigen Schwierigkeiten, die Handykamera zu bedienen, kämpfte, rundete die Fahrt ab. Der Umgangston im Bus wurde dann immer erregender. So kam es auch, dass unser Capo als Taxifahrer fungierte und eine überaus willige Person bei der Bar des Herzens in Leonding auslieferte. Der Herr wollte noch das 3. Tor für Österreich an diesem Tag schießen. Dies dürfte ihm aus eigenen Erzählungen auch eindrucksvoll gelungen sein. Nach gut 30 Minuten erzielte er in der Nachspielzeit einen echten Volltreffer. 

 

Auch wenn wir zahlenmäßig schon bessere Zeiten erlebten, war es ein gelungener und lustiger Ausflug, welcher den tristen Arbeitsalltag wieder aufhellte. Jetzt heißts Kräfte sammeln, denn im Juni startet mit dem neuen Trainer die Nations League Division A, wo gleich 4 Spiele innerhalb von 10 Tagen auf uns warten. Rot-Weiß-Rot sind unsere Farben, die wir mit Stolz im Herzen tragen!