Österreich 2:0 Deutschland

Das letzte Spiel im Jahr 2023 hatte es in sich - Testspielkracher in Wien gegen unseren Erzrivalen Deutschland. Aber nicht nur der Matchtag war intensiv, auch die Tage zuvor. Am Sonntag begaben sich 4 Mitglieder auf in den Wiener Prater, um nach 13 Jahren Fanklubgeschichte erstmals bei einem Fantreffen mit der gesamten Mannschaft, dem Trainer und dem Präsidenten beizuwohnen. Es war ein gelungenes Event, wo wir Fans auf unsere Kosten kamen. Es wurde ein üppiges 3-Gänge-Menü aufgetischt und im Anschluss konnte man Fotos und Autogramme mit den Teamstars abstauben. Die ein oder anderen Worte wurden auch gewechselt. Vor allem unser Goalie Schlager und Baumgartner stachen als Österreicher mit Mentalität hervor. Arnautovic hatte natürlich wieder sinnbefreite, aber lustige Sprüche parat. Auf die Frage von unserem Capo, was unser gemeinsames Ziel bei der Euro sei, antwortete er plumb:"Dein Ziel so weit kommen wie möglich, mein Ziel ist überleben!"

 

Am Matchtag -1 fuhren abermals 4 Leute von uns nach Wien um am Fanländerspiel gegen die Deutschen am Wiener Elektra-Platz teilzunehmen. Immerhin wollten wir Revanche für die bittere 5:4 Fanmatch-EM-Niederlage von 2016 in Paris nehmen. Insgesamt stellte unser Team 19 Spieler bestehend aus Saukarln, Bulldogs, Oed-Zeillern, Hurricanes und Fürstlich on Tour. Unser Capo hatte auch die Ehre das Nationalteam als Kapitän aufs Feld zu führen. Er war es auch, der mit einem Assist die 1:0 Führung der Hausherren sicherstellte. Das zwischenzeitliche 2:1 war eine schöne Kombination von Chris und Pazi, womit beide eine Assistbeteiligung aufs Konto gutgeschrieben bekamen. Das 3:1 war aus unserer Fanklubsicht das absolute Highlight. Pazi, der schon bei der EM für Österreich gegen die Deutschen getroffen hatte, überspielte seinen Gegenspieler und schob wuchtig ins lange Eck ein. Unglaublicher Jubel brannte am Elektra-Platz auf. Unser Capo, der kurzzeitig auf der Bank Platz genommen hatte, stürmte über das ganze Feld, um seinen Cousin für das Tor zu gratulieren. 3:1 war auch der Halbzeitstand. In der 2. Halbzeit ging es Schlag auf Schlag. Einen Schlag, besser gesagt einen Tritt auf den Arm, bekam dann unser Capo von einem Deutschen zu spüren. Der Schiri pfiff, aber nicht Elfmeter sondern Abseits. Der Arm schwoll in weiterer Folge sehr an, er war kurz vor einer Platzwunde. Jedoch wurden die Zähne zusammengebissen und noch weitere 15 Minuten unter Schmerzen fürs Vaterland gekämpft. Tore gab es im 2. Durchgang umso mehr, ehe es kurz vor Schluss 5:4 für uns Österreicher stand. Hier hielt unser Torwart mit den Fersen einen entscheidenden Ball zum Sieg fest. Als dann unser Freistoßschütze den eher unglücklich agierenden deutschen Keeper zum 6:4 überlistete, brachen alle Dämme. 6:4 Heimsieg, die Revanche war geglückt! Gefeiert wurde noch mit einer Ansprache und 3 Litern Bier (gesponsert von Oed-Zeillern). Einen Doppler hatten sie am Elektra-Platz nicht. Die Kellnerin fragte nur:"Was ist Doppler?"

 

Nun zum eigentlichen Spiel. Am Dienstag Nachmittag ging es mit knapp 40 Personen in die Bundeshauptstadt. Einige weitere Personen fuhren individuell zum heutigen Schlager. Hinzu kamen doch noch ein paar krankheitsbedingte Ausfälle, wie meistens im November. Die Stimmung im Bus war anfangs doch etwas ruhiger. Unser Buschauffeur Richi hatte mit einzelnen frierenden Passagieren zu kämpfen, weshalb er die Heizung auf über 26 Grad aufdrehte. Er meinte, dass er nicht mal beim Pensionistenausflug letzte Woche so stark eingeheizt hatte. Bei der Raststation St. Pölten sahen wir noch ein Unfallauto. Der Audi war ordentlich demoliert. Schade um den Wert dieser Karosse. Nach zwei Knobelrunden erreichten wir die Bundeshauptstadt, wo der Parkplatz und das Gelände vor dem Stadion noch leergefegt waren. Wir wunderten uns, das Spiel sei ja ausverkauft, warum ist niemand hier? Ja, war klar, alle waren im Stadioncenter. Somit mussten wir erst recht, auf den Balkon eines Restaurants ausweichen, um unser Bier in der Kälte zu trinken.

 

Nach dem Umzug der Hurricanes in die hinteren Reihen wurde von den Capos im Vorfeld eine neue Anordnung der Fetzen organisiert. An der Reihung hatte sich nichts geändert, jedoch rückte man näher im Mittelblock zusammen. Der Support wurde dann von 4 Vorschreiern von Rohrbach, Blutgruppe, Pielachtal und den Saukarln organisiert. Zudem wurde die Stimmung mit einer Tormmel von den Pielachtalern unterstützt. Natürlich ist es nicht leicht ohne Tonanlage und mit 4 verschiedenen Gruppen erstmalig im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion den Support zu koordinieren. Aber fürs erste Mal war es mehr als beachtlich. Großer Dank gilt an dieser Stelle allen Mitwirkenden, die diesen Tag zu einem unvergesslichen Tag in der Teamgeschichte machten.

 

Warum unvergesslich? Schuld war unsere Nationalmannschaft! Unsere Elf begann druckvoll, ließ dem Erzrivalen keinen Zentimeter Platz. Diese positive Stimmung schwappte auf die Fans über. Das Stadion kochte beim Gesang:"Wer nicht hüpft ist ein Piefke!" richtig über. Jeder einzelne stand zu 100% Hand in Hand hinter unserer Mannschaft. So kam es auch, dass nach einer wunderschönen Kombination in der 29. Minute Sabitzer ins kurze Eck einschob! Was für ein Jubel! Tor für Österreich, hallte es durch das Oval! Österreich 1, Deutschland 0! Danke, Bitte! Das Happel war jetzt wahrlich am Beben. Überall wo man hinsah, freudige Gesichter mit Tränen in den Augen. Mit diesem Spielstand und einer unglaublichen Leistung unserer Equipe ging es dann in die Pause.

 

In der zweiten Hälfte brannte es. Einerseits, weil einige Personen immer wieder Rauch, Blinker und Fackeln im Block zündeten. Andererseits, weil Sane von den Deutschen die Sicherungen durchbrannten. Er schubste Mwene zu Boden und erhielt zu recht die rote Karte. Die ganze Mannschaft und die Fans standen hinter Mwene, raus mit dir du deutsche Drecksau hörte man vereinzelt im Block. Vielleicht etwas übertrieben, wenngleich er für diese Tätlichkeit sicherlich keinen Applaus verdient hatte. In Überzahl hatten unsere Mannen leichtes Spiel. Wir dominierten den viermaligen Weltmeister in allen Belangen. Diese wiederum konnten sich keine einzige echte Torchance herausspielen. So kam es, dass Baumgartner in der 73. Minute alleine vor dem deutschen Keeper auftauchte und jenen überlupfte. Der Ball zappelte im Netz, Baumi sprang über die Werbebande und feierte mit der Kurve das 2:0 für Österreich! Er küsste dabei den Adler, echte Mentalität fürs Heimatland. So wie unser Capo es noch mit ihm am Sonntag bei der Fanklubsitzung besprochen hatte. Wir legen vor, ihr legt nach! Hand in Hand gegen und nach Deutschland! Die letzten Minuten wurden noch mit der Welle und zahlreichen Klassikern zelebriert. Das ganze Stadion machte bei der tollen Stimmung mit. Ein Abend, der in die Geschichte eingeht. Immerhin hatten wir mit dem Schlusspfiff, das erste Mal seit 92 Jahren, 2 Spiele in Folge gegen unseren Erzrivalen gewinnen können. Interessant war, dass von den Deutschen nur sehr wenige im Auswärtssektor waren. Die Europhorie im Heimatland ist verblasst. Man wurde vom kleinen Nachbarn regelrecht gedemütigt und geohrfeigt. Somit können wir unter dem Motto:"Alles machbar, beim Nachbar!" unsere EM-Reise antreten.

 

Die andere Reise, die Heimreise, wurde leider etwas später begonnen. Einige stärker alkoholisierte Passagiere fanden den Weg zum Bus nicht mehr. So mussten wir ca. 30 Minuten auf den vorletzten Gast warten. Der letzte Gast wurde gar in Wien zurückgelassen, weil er sich nicht mehr meldete. Er wird wohl ein warmes Platzerl in einem Wiener Nobeletablissement gefunden haben. Ein letzter Klassiker war noch, wie unser Sascha seine Notdurft bei einem Baum am Busparkplatz hinterließ. Die Polizei kam mit dem Lautsprecher vorbei und vermeldete:"Pack dei Nudel ein!" Ich glaube, nicht nur die Leute außerhalb des ehemaligen Gendarmerie PKWs mussten lachen.

 

Zum Jahresabschluss: 10 Spiele, 7 Siege, 2 Remis, 1 Niederlage, 20:8 Tore. Noch dazu die erfolgreiche EM-Quali als bester Gruppenzweiter. Das macht Lust auf mehr. Hoffen wir, dass die Europhorie, welche jener von 2016 gleicht, etwas länger anhält, als damals. Unser Ziel wär es mindestens ins Achtelfinale zu kommen und das sollte bei einer akzeptablen Auslosung doch machbar sein. Für uns als Gruppe war es ebenso ein echter Erfolg. Immerhin konnten wir nach Wien 3 Busse stellen und bei den 3 Heimspielen in Linz immer ca. 100 oder mehr Leute für die Spiele motivieren. Auch auswärts waren wir meist in guter Anzahl präsent und unser Capo leitete gemeinsam mit Fogi von Bregenz in Schweden als Vorsänger die erfolgreiche EM-Quali ein. So darf es weitergehen. Wir sind stolz auf dieses Team, diesen Trainer, diese Kurve. Gemeinsam ist Großes möglich. Alle nach Deutschland!