Schweden 1:3 Österreich

Am Tag vor der Reise trafen uns schon die ersten Hiobsbotschaften. Ein Mitglied musste aufgrund eines Begräbnisses am Spieltag kurzfristig absagen und wie schon so oft, funktionierte etwas beim Check-in mit dem Ryanair Flug nicht. Ca. 3 Stunden Kopfzerbrechen später, waren jedoch alle Mitreisenden (9 von 19 Leuten, die die Hauptreisegruppe darstellten) eingecheckt. 

 

Wie so oft waren die Reisezeiten bei unserer Lieblingsfluglinie (niemals!!!) ein Horror. Somit ging es am Montag in der Nacht nach nur schwachen 3,5h Schlaf und einem Schliaffa in den Pool ab Richtung Wien Schwechat. Zwei Autos brausten via A1 Richtung Wien. Unser Rotkopfgeier (Sonnenbrand am Schädel, deshalb nicht Weißkopfgeier) war sehr dankbar, dass sein Grund und Boden nicht als Abstellplatz eines gepflegten Audis dienen musste. Immerhin hätte das nicht zum Schrottplatz der anderen 8 Autos gepasst. 

 

Am Flughafen angekommen wurden schon viele bekannte Gesichter entdeckt und begrüßt, ein inoffizieller Fanflieger. Wir nahmen den Platz im Flugzeug ein, dann hieß es warten, Nebel in Stockholm! Nach ca. 20 Minuten hoben wir dennoch ab, etwas zu früh, da wir dann aufgrund der nicht besser werdenden Sichtverhältnisse 2 riesige Schleifen über das skandinavische Land ziehen mussten. Die Landung war auch richtig irre. Ca. 10 Meter bevor wir landeten, sah man erst den Boden. Darauf wurde dem Piloten mit tosendem Applaus für die sichere Landung gedankt!

 

Im Anschluss machten wir die Innenstadt unsicher. Ein fetter Scheißhaufen unter einer Brücke amüsierte uns zutiefst. Man dachte die Schweden stehen für Sauberkeit, aber anscheinend gibt es auch dort Schweindln. Danach flanierten wir durch die Gassen der Altstadt und genossen die zunehmenden Sonnenstrahlen auf einer Bootsfahrt. Als es endlich 15 Uhr wurde, machten wir uns auf den Weg ins Hotel, welches am ADW von Stockholm lag. Der Gestank von Fisch und Fleisch lag in der Luft. Wir waren im Industrieviertel beim Lebensmittelumschlagplatz von Stockholm einquartiert. Die Zimmer waren jedoch ganz ansehnlich und bequem. Auch das inbegriffene Frühstück war wohl eines der besseren in unserer 13-jährigen Fanklubgeschichte.

 

Da im Industrieviertel nur Personen mit Migrationshintergrund beschäftigt waren, mussten wir 15 Minuten zu Fuß zu einer Tankstelle hatschen um uns einige Dosen flüßiges Gold zu besorgen. Dort wurden wir auch sehr nett vom Tankwart arabischer Herkunft mit einem "I hate Austria, I hate you!" willkommen geheißen. Da fühlt man sich direkt wohl! Zum Drüberstreuen hatten die Biere nur 3,5% Alkohol. Einerseits gut, weil wir keinen blöden Schädel bekamen, andererseits tranken wir Bier um unsere Nieren durchzuspülen und nicht benebelt zu werden. 

 

Am Frühabend wurde noch ein Tischtennisturnier aufgezogen, welches unser Capo in einem packenden Finale gegen unseren Klausi gewinnen konnte. Der Doktor bewies gegen Sascha im Spiel um Platz 3 die Oberhand. Das Bruderduell um den letzten Platz gewann der Junior souverän. Dieses Spiel wurde jedoch aufgrund der sehr schwachen Aufschlagleistungen in den Paralympics-Bewerb umgestuft. Das Wuzzler-Turnier musste aufgrund eines stark beschädigten Tisches abgesagt werden.

 

Den restlichen Abend wollten wir bei einigen scharfen Bieren ausklingen lassen. Somit ging es mit zwei Uber-Taxis in den Hirschenkeller. Dort angekommen, fanden die Gruppen nicht zusammen. Ein Telefonat zwischen den beiden Tischtennisfinalisten sorgte für Gewissheit. Man war zu unterschiedlichen Hirschenkellern gebracht worden. Ein kleiner Mistake, der unserem Klausi da unterlaufen war. Zum Oberklassiker kam es noch, als die Wilheringer-Gruppe auch den Hirschenkeller aufsuchte und dann nochmals bei einem anderen stand. Ja jetzt wissen wir, es gibt 4 Lokale in Stockholm mit dem selben Namen und Hirschen über der Türe. Die größten Hirschen waren aber wir selbst.

 

Nach einigen Bierchen vom Fass und einem gescheiterten Flirtversuch mit einer zungengepiercten Mitzwanzigerin, stolperten wir noch 2 Lokale weiter den Berg runter, wo es ein Team-Billard-Turnier gab. Hochklassige Einlochversuche am Tisch waren das Ergebnis. Das Basketball-Turnier entschied der glücklose Tischtennisfinalist Klausi knapp für sich. Der Spiegel stieg immer mehr. Unser Harti Junior kippte das wertvolle Bier über den Doktor, sodass er wiedermal aussah, als hätte er sich angeschifft. Zum Glück war unsere Dame im Bunde schon am Tisch eingeschlafen, sodass wir dann alle ins Hotel fuhren. Weiters hatte unser Rotkopfgeier seine Jacke vergessen. Zuerst wurde etwas gejammert, dann erfuhren wir, dass diese Jacke eh ein Gratis-Geschenk war. Am nächsten Tag waren wir äußerst dankbar, dass wir vor Mitternacht im Bett waren.

 

Am Matchtag genossen wir eine Hop-On Hop-Off Busfahrt durch Stockholm. Weiters besuchten wir das Vasa-Museum. Natürlich wollten wir auch das Wrack sehen und kauften gleich ein Kombiticket. Wie sich herausstellte, war das Wrack eh schon im Vasa-Museum zu sehen und das Kombiticket für den Hugo. Klausi beförderte es gleich in die Mülltonne, weil er glaubte, er hatte beide Museen schon gesehen. Wir erklärten ihm, dass die gelbe Hütte da hinten, auch noch im Ticketpreis inkludiert sei. Somit mussten sich der Doktor und der Capo als Mistkübelstiadler beweisen. Zumindest wurde für diese Aktion ein Bier gesponsert. Ein Kampf zwischen einer Taube und einem anderen Vogel erregte noch für Aufsehen. Hunderte Federn wurden gelassen und wir hatten richtiges Glück, dass jener Vogel, der geflohen war, uns nicht in die Fresse geflogen ist. Hatten wir auch noch nie erlebt.

 

Bei der Straßenbahnhaltestelle war der Ticketautomat defekt, somit konnten wir unseren Tagespass nicht verlängern. Wir entschlossen uns ohne Ticket in die Bim einzusteigen und da kam schon der Kontrolleur auf uns zu. Unser Gemeinderat Sascha stellte sich auf gekonnte Weise etwas dumm und verschaffte uns so Luft, die drei Stationen ohne gültigem Ticket mitzufahren. Ein Mann, den man auf jeden Fall wählen würde!

 

Nach einer guten Pizza und zwei Bieren ging es für uns ins Stadion. Die Anbringung der Fetzen war ein Gefutzle. Gerade halt, dass die 5 großen Fanklubs sich in der ersten Reihe positionieren konnten. Da die Hurricanes in Schweden nicht anwesend waren, wurde intern diskutiert, wie wir die Stimmung koordinieren wollten. Im Endeffekt war es ein Schulterschluss der restlichen Szene. Unser Capo übernahm einmalig die Koordinierung des Supports mit dem GLBG Crew Megafon und bekam eine unglaublich geile Unterstützung vom Fogi aus Bregenz. Auch die restlichen Fanklubs waren stets bemüht den Block zum Beben zu bringen. So kam es auch, dass wir in der ersten Hälfte wirklich einen Support auf einem echt unglaublichen Level halten konnten. Das gesamte Repertoire an Liedern und Klatschrythmen wurde in den ersten 45 Minuten abgespult. Hier hatte sich jeder einzelne Fan ein Lob verdient. Spielerisch hatten wir sehr viel Glück, dass wir mit einem torlosen Remis in die Pause gingen.

 

In Hälfte zwei, versuchten wir gleich wieder Vollgas zugeben. Und dieses Mal sprang der Funke von der Tribüne auf den Rasen über. Posch flankte zu Gregoritsch, der stieg am höchsten und nickte in der 53. Minute in Weltklassemanier zum 1:0 für Österreich ein. Der Block bebte, einfach nur geil! Wir hatten uns noch gar nicht erfangen, erzielte Arnautovic in der 56. Minute das 2:0 für Rot-Weiß-Rot! Wir eskalierten komplett im Sektor. Das ist Österreich! Dafür lebt man! Im Anschluss wurden beide Torschützen besungen. Nach den unzähligen persönlichen Sticheleien unseres Capos Richtung Arnautovic (Irland 2013, Moldau 2014,..) wunderte er sich selbst, dass er nun im Block steht und seinen Namen durch ein Megafon anstimmt. So kann man sich irren, er hätte sein ganzes Geld verwettet.

 

In der 69. Minute pfiff der Schiri in die Pfeife und zeigte auf den Punkt. Elfmeter für Österreich! Arnautovic trat an und traf souverän in die Mitte. 3:0 für Österreich! Jetzt waren alle Dämme gebrochen. Ein koordiniertes Anstimmen war schon fast unmöglich, weil sich die Emotionen überschlugen. EM-Lieder wurden schon besungen und es wurde bis zum Schlusspfiff gefeiert. Das 1:3 durch Holm in der 90. Minute tat der Stimmung keinen Abbruch.

 

Nach dem Schlusspfiff wurde mit der Mannschaft nochmals richtig geil gefeiert. Unser Bregenzer Vorschreier gab noch ein HUMBA! zum Besten! Erinnerungen an 2015 wurden wach. Dieses Mal sind wir zwar noch nicht fix qualifiziert, aber zu 99%. Die Feier mit der Mannschaft tat nach dem katastrophalen Auftritt in Linz richtig gut. Unterm Strich hatten alle ihren Beitrag geleistet, Fans, Spieler, Verantwortliche usw. - einfach EM-reif!

 

Bei uns war hervorzuheben, dass wir selten so nüchtern bei einem Auswärtsspiel anzutreffen waren. Einerseits machten uns die 3,5%igen Tankstellenbiere zu schaffen. Andererseits wollte man sich als Vorschreier/Koordinator nicht als Alkoholkasperl präsentieren. Nach dem Spiel marschierten wir zu Fuß Richtung Zug, eine Stresspartie sondergleichen. Vor allem unser Gemeinderat, der am Knie lädiert war, musste einbeinig in den fast abfahrenden Zug reinhüpfen. Ein Rollstuhl, wie am Wiener Flughafen, war leider nicht verfügbar. Zum Abschluss wurden noch einige Dosen gezapft, ehe es wieder in eine kurze Nacht mit 3 Stunden Schlaf ging.

 

Am nächsten Morgen flogen wir zeitig mit den 3 Punkten im Gepäck nach Hause. Die Landung in Schwechat war extrem hart. Man kennt diese unliebsamen Landungen in der Bundeshauptstadt bereits, aber heute wollte der Pilot eindeutig die Haltbarkeit der Achsen prüfen. Im Anschluss durften wir nochmals zum Zug laufen und dann fuhren wir mit den 2 Autos Richtung OÖ.

 

Schlussendlich kamen wir kurz nach 14 Uhr im Zentralraum an. Eine super Reise, die eher kulturell und nicht alkoholisch hervorsticht. Zudem können wir von einem extrem guten Auftritt unserer Kurve berichten. Das Wichtigste aber ist, dass wir die 3 Punkte mit nach Hause genommen haben. Die 2. Hälfte war eindeutige EM-reif. Somit können wir mit gutem Gewissen folgende Worte rausbrüllen: "Deutschland wir kommen!"