Lettland 1:0 Österreich

Nach der erfolgreich gespielten Quali zur EURO 2020 stand noch das abschließende Gruppenspiel in Riga, Lettland an. So machten wir uns am Tag nach dem historischen Spiel in Wien auf den Weg ins Baltikum. Insgesamt waren 12 Leute am Start, einen Tag danach kamen nochmals 2 Personen nach. Die Reise führte uns über den Flughafen München in den Norden. Der Start ins Abenteuer Baltikum verlief schon etwas holprig. Da dürften bei dem ein oder anderen noch die Nachwehen der langen Nacht vom Nord-Mazedonien-Spiel nachgehangen sein. Immerhin hat es das Doktor-Auto geschafft, weder zum richtigen Zeitpunkt beim Treffpunkt zu sein, noch die richtige Route nach München zu nehmen (eigentlich über Passau, tatsächlich gefahren über Allhaming - Weißkirchen).

 

Unser "Schlucki" Schuller bewies auch schon in den ersten Stunden der Fahrt, dass er diese Reise sicherlich nicht nüchtern bestreiten möchte. Auf der Tankestelle Suben war die erste Halbe nach 3 Schluck geleert, die Nächste natürlich gleich angezapft. Somit musste das Sexi-Auto am Weg nach München eine Pinkelpause einlegen. Das war aber für unseren Sexi kein Problem, da er ja ohnehin auf den deutschen Straßen daheim ist und mit 218 km/h die restlichen beiden Autos relativ rasch einholte. "Schlucki" Schuller hat aber nicht nur gesoffen, sondern nebenbei auch gearbeitet und auf seinen Handgepäckskoffer sein Büro aufgestellt.

 

Mit etwas Verspätung hoben wir dann mit einem umweltfreundlichen und um 20% weniger CO2-ausstoßenden Flugzeug der Airline AirBaltic Richtung Riga ab. Mitten in der baltischen Nacht landeten wir leicht erschöpft und fuhren mit den Taxis Richtung Hotel am Bahnhof. Klassiker Nummer 1 folgte zugleich, da unser Taxler den Jeton fürs Schrankenöffnen am Flughafenparkplatz verloren hatte. Kein Wunder, immerhin hatte er ja ein offenes Bierflascherl neben der Schaltung stehen. 

 

Unser Hotel hatte die ideale Lage. Gegenüber von unserer Unterkunft war ein McDonald's für nächtliche Fressattacken und eine Casinobar beheimatet, in der wir auch Billard und Dart spielen konnten. Also genau wie für uns geschaffen. Nach 2 Bieren hieß es aber für die meisten ab ins Bett oder ab zum Automaten ;-).

 

Am nächsten Tag kamen die ersten Alkleichen zum Vorschein. Da sieht man, dass sich Spielen in mehrerlei Hinsicht nicht wirklich auszahlt. Es wurde nach dem Frühstück eine Stadtrundfahrt mit dem Hop On-Hop Off-Bus unternommen. Eine ansehnliche Stadt mit doch einige Sehenswürdigkeiten. Da aber die Rundfahrt schon um kurz nach Mittag zu Ende war, stellte sich nach dem Essen die Frage, was nun? Somit ging es für die meisten ins Stammlokal, wo ein Dartturnier groß aufgezogen wurde. Wir wollten auf zwei Scheiben spielen um die Turnierdauer zu verkürzen. Die Fairness wurde da aber ein bisschen in Frage gestellt, da auf der zweiten Scheibe anfangs nur 2 Pfeile, zum Schluss nur 1 übrig waren. Einen Rhythmus bekommt man da nicht. Schlussendlich hat das Turnier einen eher überraschenden Verlauf genommen, wo unser General den glorreichen Sieg errungen hatte und sich Dartchampion von Riga nennen durfte. Zugleich erhielt er die exorbitante hohe Siegprämie von 40€. 2. wurde unser Pazi und 3. unser Sexi, der schon lieber am Automaten gesessen wäre, als am Dartboard. 

 

Anschließend teilten sich die Leute auf, die meisten blieben aber im Lokal. Entweder hin zum Spielautomaten oder in der Lounge zum Cocktailtrinken sowie Billardspielen. Es kam wie es kommen musste, einige konnten sich spätabends nicht mehr unter Kontrolle halten und weckten mit lauten Gegröle die halbe Stadt auf. Man wollte sich aber wohl nur der russischen Mentalität anpassen, was nicht allen ganz geschmeckt hatte. Auch unsere Mädls waren teils sehr bedient und konnten sich am nächsten Tag auch eher an wenig erinnern. "Balzam" für die Seele hat nun eine ganz andere Bedeutung.

 

Am nächsten Tag war Matchtag. Auch hier wurde die Stadt ein wenig erkundet. Für die meisten von uns ging es auf den ansässigen Markt, der mit Fleisch-, Käse-, Gemüse-, und Fischwaren aus der Region zu überzeugen wusste. Außerdem schlenderte man noch durch die kleine aber feine Innenstadt. Zum Match ging es dann mit Taxis. 2€ pro Person für 5 km war mehr als leistbar. Beim Stadion angekommen gab es nur einen Eingang für alle Zuseher. Man sah schon, dass dieses Stadion eigentlich nicht UEFA-tauglich sein konnte, es hatte nämlich kein Dach. Es bestand aus 3 Tribünen mit Laufbahn. Klassischer alter Ostblock-Style. Wir platzierten unseren Fetzen gemäß der Rangordnung und hatten das Glück, dass jener beim Aufgang hängte. Somit konnten wir die kalte Brise der baltischen Luft über mehr als 3 Stunden genießen. Es war nämlich saukalt und der Wind ließ unsere Gliedmaßen richtig einfrieren. Es gab dennoch einige Wahnsinnige im Block, die dieses Spiel oberkörperfrei feierten.

 

Heute spielten wir in den alten Awaydressen schwarz-weiß, mit einer an 9 Positionen geänderten Startelf. Wir waren gespannt, wie sich unsere Reservisten präsentierten und wurden richtig enttäuscht. Kein Kampf, keine Leidenschaft, das war viel zu wenig was uns da geboten wurde. So war auch die Stimme des Blocks, wie zu erwarten, relativ ruhig. Nur der Mittelblock wusste zu überzeugen, wenngleich das bei 420 Mitgereisten Österreichern und der fehlenden Akustik im Stadion nicht viel war. Die Letten hatten in Hälfte 1 sogar einen Lattenschuss, wir 2-3 gute Chancen, es ging jedoch mit einem 0:0 in die Pause. 

 

In der 2. Hälfte änderte sich das Bild kaum und so war es Oss, der in der 65. Minute zum 1:0 für die Letten traf. Die geschätzten 500 lettischen Fans jubelten, als hätten sie die EM gewonnen. Immerhin war es das erste Tor bei einem Heimspiel in dieser EM-Quali. Nun forderte der Block ein, dass die Jungs am Feld mehr zeigen mussten. Es wurde dann mehr nach vorne gespielt, nur gegen den lettischen Beton war kein Kraut gewachsen. Ein Lattenschuss von schwachen Gregoritsch aus kurzer Distanz war noch zu verbuchen und somit endete das Spiel mit einer 1:0-Niederlage. Sehr enttäuschend, so wird schwer eine EUROphorie entstehen. Man muss aufpassen, dass nicht die gleichen Fehler, wie bei der letzten EM passieren, aber wie es aussieht ist man auf den besten Weg dorthin. 

 

Die Spieler entschuldigten sich wenigstens nach dem Spiel und so konnte sich auch Pazi über ein verschwitztes Ilsanker-Trikot freuen. Nach dem Spiel ging es retour in die Bar bzw. ins Hotel. Dieses Mal mussten wir tiefer in die Tasche greifen und zahlten bis zu 10€ pro Taxi. In Riga ist es nämlich so, dass jedes Taxi andere KM-Gelder verlangt und es billiger ist, wenn man den Taxler anruft, als sich gleich reinzusetzen.

 

Am letzten Tag unserer Reise ging es für uns um teure 1,05€ mit dem Zug ins 30 Minuten entfernte Jurmala. Dort schauten wir uns Strand und Meer der lettischen Sommermetropole an. Natürlich war Mitte November tote Hose, weshalb wir nach einem kurzen Spaziergang uns in eine Pizzeria setzten. Klassischerweise war das eine Pizzeria, die alles anbot außer Pizza. Dieses Volk muss man mal verstehen :-D. Am Bahnhof erklärte uns noch ein christlicher, lettischer Moslem, dass er unsere Sünden aus dem 2. Weltkrieg verziehen hatte, aber wir Deutschen uns ja nicht entschuldigen konnten. Auch wenn er etwas Deutsch gesprochen hatte, sollte er zuerst sinnergreifend lesen können. Österreich ist nicht Deutschland!

 

Am Nachmittag hieß es für uns, ab nach Hause. Der Heimflug verlief ohne große Vorkommnisse, was wir von der Autofahrt von München nach Linz nicht behaupten konnten. 60 km vor Linz, ist im Capo-Auto der Motor für den linken Scheibenwischer ausgefallen. So musste der Fahrer im strömenden Regen künsteln und am Beifahrersessel rausschauen. War ja klar, dass irgend ein Auto noch ein gebrechen haben musste. Um kurz nach 21 Uhr waren wir alle heil zu Hause angekommen.

 

Unterm Strich war es eine lustige und flüssige Reise ins Baltikum. Das Spiel können wir aber getrost aus dem Gedächtnis streichen. Wir haben das Ziel EM-Quali auch gleich mit dem 1. Step gemeistert und mussten den Weg nicht über die Nations League antreten. Jedoch ist klar festzuhalten, dass wir eine relativ leichte Gruppe gehabt haben und nicht immer überzeugt haben. So müssen wir uns noch gewaltig steigern um das nächste Ziel, Achtelfinale bei der EM 2020 zu erreichen. Jetzt heißt es eine Woche entspannen, ehe der Buchungsstress nach der Auslosung losgeht.