Bosnien-Herzegowina 1:0 Österreich

Bosnien-Herzegowina hieß unser Reiseziel. Ein Land, das wir aus der Durchreise vom Montenegro-Match noch etwas kannten, war unser 1. Gegner in der neu geschaffenen Nations-League. Dieses Mal hatten wir uns in 2 Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 fuhr zu 8. schon Samstag Mitternacht Richtung Kroatien um dort 2 Tage Strandurlaub zu machen. Gruppe 2 folgte Montag Abend und steuerte direkt Zenica, den Spielort der Partie, an.

 

Die 8er Partie hätte sich beim Europcar einen 9-Sitzer logischerweise ausgeliehen, dachten wir... Als man den Schlüssel aus dem Abendschließfach holte und das Auto aufsperrte, kam die böse Überraschung. 6 Sitze im Auto, Rückbank ausgebaut! Wir trauten unseren Augen nicht. Daraufhin entschied sich der Capo alles in die Wege zu leiten um eine Lösung zu finden, jedoch die Lösung von Europcar Deutschland: (in Österreich gibt es übers Wochenende nur einen Pannennotdienst) warten bis Montag, da wird die Rückbank eingebaut??!! Nach einem Monolog unseres Obmanns ins Telefon mit einigen wüsten Äußerungen entschloss man sich die lange Reise mit 2 Privatautos zu absolvieren. Das Ganze ähnlte schon etwas der Montenegroreise und das nicht nur weil die Strecke gleich war.

 

Die Fahrt nach Pisak, unser 1. Reiseziel, erwieß sich als sehr zäh. Insgesamt brauchte man 10 Stunden, einerseits weil sich 4 Leute die Nacht hindurch die Kante gaben und andauernd ein WC aufsuchen mussten. Andererseits weil die Müdigkeit bei den Autofahreren immer spürbarer wurde. 

 

Sonntag Mittag erreichten wir jedoch gesund unser Appartment, welches richtig geil war. Super Zimmer, Meerblick und nur 3 Gehminuten zum Strand, welchen wir gleich in Beschlag nahmen. Gastfreundlich waren sie auch die Kroaten und so beschenkte man uns mit Rotwein, Schnaps und Erdnüssen. Am Strand ging die Sauftour weiter - eine Knobelrunde folgte der nächsten. Auch das angenehme Nass wurde genossen und klassischerweise Wasservolleyball gespielt. Unser Stammlokal hatten wir auch bereits eruiert.

 

Am Abend gab es auf der Terrasse noch ein klassisches Würfeldoppelturnier, welches der Würfelgott himself FF (oder Balkan Fritz genannt) und unser Capo in bestechender Manier gewonnen hatten. Danach war es Zeit fürs Bett - eh schon höchste Eisenbahn weil unser 1/8-Edeljugo bereits das Bier verkehrt rum auf den Tisch gestellt hatte und nicht mal merkte, wie das Bier aus der Dose auf seinen Fuß rann.

 

Nach einem weiteren wunderschönen Tag am Strand (ca. die Hälfte der FoT gab sich dabei wieder richtig die Kante alla Freddy Krüger - beliebt sein unter den anderen Gästen geht anders) gings abends Richtung Zenica. Die Fahrt in der jugoslawischen Nacht über Stock und Stein, Berg und Tal war wirklich teilweise eine Qual. Klassiker war das ein Auto von uns dachte keine Greencard zu haben um mit dem Auto in Bosnien-Herzegowina einreisen zu können. So durften wir am gewünschten Grenzübergang nicht einreisen und fuhren zu einem 10 Kilometer entfernten Grenzort, da dort eine Versicherungskarte ausgestellt werden kann. Man beeilte sich, auch dort wurde unser Zulassungsschein nicht als Greencard akzeptiert. So lief unser Capo in die Versicherungsstation und ließ sich eine Greencard ausstellen. Eigentlich hätte das Office seit 10 Minuten geschlossen gehabt. Ein Glück das wir hatten, denn sonst hätten wir knapp 10 Stunden warten müssen. Dann der Klassiker an sich. Unser Mädl im Bunde lief unserem Capo hinterher und erzählte, dass man doch eine Greencard finden konnte. Unglaublich aber wahr. Da sieht man, dass man im Rauschzustand nicht mal das eigene Auto kennt, gell Doc ;). Nächstes Highlight war ein streunender Hund mitten auf der Straße, der uns bis zu unserer Pausenstation verfolgte. Man glaubte, da er ständig bei uns vorbeilief, dass jederzeit ein Angriff auf unser österreichisches Fleisch starten konnte.

 

Montag 23 Uhr sind wir dann in Zenica angekommen. Zimmer waren für den Preis von 11€ eigentlich ganz passabel (für die meisten zumindest). An diesem Abend suchten noch vier Jungs ein Lokal auf, doch in der Nähe war nichts mehr offen. So half uns ein Einheimischer der kurzer Hand seine Frau in der bosnischen Kälte stehen ließ und uns mit einer alten VW-Schüssel in das nächste Restaurant fuhr. Das war wirklich eine Karre, die hätte in der Heimat seit 20 Jahren kein Pickerl mehr bekommen. Im Resti angekommen sahen wir, dass die ÖFB-Delegation froh und munter dort anzutreffen war. Zum Überdruss hat der Präsi himself (Leo Windtner) seine Stimmgewalt präsentiert und mit ca. 2,9 Promille ein Matrosenlied von den Florianer Sängerknaben zum besten gegeben. Stimmung war aber gut. 

 

Am nächsten Tag war Matchday und somit eine kurze Nacht für unseren Capo, denn er musste gleich 3 Mal aufstehen. 1. Mal um 03:53 Uhr - da unsere letzte Autopartie das Hotel erreichte, welches natürlich das Zimmer noch nicht fertig hatte. 2. Mal um 07:00 Uhr - da die Zimmer der Angekommenen fertig waren. 3. Mal um 09:00 Uhr - um die Stadt zu besichtigen. Das 3. Mal hätte man sich fast sparen können. Bis auf einen Fluss, einem Park und ein paar Gebäude gab Zenica nicht viel her. Wir konzentrierten sich damit eher auf einen Kulinarikurlaub und verköstigten die Balkanspeisen und -getränke. 

 

Nun war es endlich soweit, das Match stand vor der Tür. Glücklicherweise waren wir nur 2 Minuten zu Fuß vom Auswärtssektor entfernt, wo man sich auf einem Parkplatz mit den anderen Fanclubs versammelte. Im Sektor angekommen, sah man das viel zu wenig Platz am Zaun für alle Transparente war, somit stappelten wir sie übereinander. Dies war kein leichtes Unterfangen, denn der Zaun aus dem Mittelalter konnte jederzeit einstürzen. Nach 15 Minuten Kampf war der Banner endlich angebracht. 

 

Interessantes Detail - die bosnischen Fans waren jeweils hinter den Toren platziert, also damit auch direkt neben uns. Da dürften auch einige motiviert gewesen sein und deuteten immer wieder auf unsere Fetzn. Ca. 10 min später wurde aber ein "Schutzwall" in unserem Sektor mit ca. 30 Polizisten aufgebaut.

 

Franco Foda hatte heute eine etwas veränderte 11 zum Schwedenspiel auf das Feld geschickt, ebenfalls im 3-4-3. In den ersten 15 Minuten waren wir klar überlegen, jedoch dann nahm unsere Leistung rasant ab. Bosnien-Herzegowina konnte dabei 2 Stangelpässe nicht verwerten und so stand es zur Pause 0:0, glücklich für uns. Im Block war in der 1. Halbzeit eine sehr gute Stimmung, einer Auswärtspartie würdig. Insgesamt waren es wohl ca. 350 mitgereiste Österreicher. 

 

In der Hälfte zwei erfing man sich etwas am Spielfeld, der Ball lag sogar einmal im Tor. Aber Lazaro und auch Alaba standen angeblich beide im Abseits. Leider konnte wir unseren Torjubel nicht richtig auslassen. Dann geschah das Unfassbare im Gegenzug. Nach einem Out (dürfte es gewesen sein), konnte Arnautovic den Ball im Mittelfeld nicht behaupten und schon rollte der Jugo-Express Richtung österreichisches Tor. Dzeko schob ein, 1:0 für Bosnien-Herzegowina. Das Stadion war aus dem Häuschen, wir mausetot, Fackeln wurden aus den Wohnzimmer der Hochhäuser gezündet. 

 

Anschließend hatten wir supporttechnisch nicht mehr dieses Top-Level von Hälfte 1 erreicht und unser Team konnte zwar noch 2-3 Chancen herausspielen, jedoch nichts wirklich Zwingendes. So ertönte nach 5 Minuten Nachspielzeit der Schlusspfiff. 1:0 verloren in Zenica. Eine bittere Pille nach den Top-Leistungen der letzten Monate. Mit hängenden Köpfen applaudierten wir unseren Jungs.

 

Nach dem Spiel suchten wir noch ein Restaurant in der Nähe unseres Hotels auf, wo wir gemeinsam mit Staatsanwalt und Co. den Frust mit ein paar Bierchen und Sliwowitz (Achtung Erblindungsgefahr) bewältigten. Dabei stießen auch 3 Bosnier zu uns, die uns herzlich aufnahmen und uns auf Getränke einluden. Die hatten uns so sehr ins Herz geschlossen, dass unser 1/8-Edeljugo ein originales Dzeko-Trikot geschenkt bekam. Nette Geste der Einheimischen, also von Hass eigentlich keine Spur. Ist eh meistens so, dass die Einheimischen nette Leute sind...

 

Am nächsten Tag gings um 10:00 Uhr los Richtung Heimat. Bei der Ausfahrt Zenica sah man nochmals wie ungemütlich die Stadt eigentlich ist, mit dem großen Stahlkraftwerk (vermutlich) aus Zeiten vor dem 2. Weltkrieg. Alles verrostet und braun. Die weitere Strecke durch Bosnien-Herzegowina war wirklich geprägt durch eine schöne Landschaft. Nach 10 Stunden Heimreise erreichten wir dieses Mal nicht ganz so kaputt Linz und freuten uns schon aufs Bett. 

 

Resümee der Reise: 2 geile Urlaubstage in Kroatien, geile Trinkparties überall, scheiß Spiel! Leider müssen wir jetzt alles gewinnen um noch in der Gruppe aufzusteigen, jedoch die Möglichkeit auf Wiedergutmachung steht schon vor der Tür mit dem Spiel gegen Nordirland daheim. Ein Sieg ist Pflicht! Deshalb alle nach Wien, alles für Rot-Weiß-Rot!

 

P.S.: Unser FF hatte 2 mal den Reisepass verloren. Einmal hatte ihn sein Bub im Toiletttascherl, das 2 mal dachte unser Doktor es sei der eigene und trug ihn fast einen ganzen Tag im Bauchtascherl. Das ist die FoT, wenn sie leibt und lebt :D