Montenegro 2:3 Österreich

Nach der bereits fixierten EM-Qualifikation in Stockholm stand der nächste Leckerbissen auf dem Programm: Österreich spielte in Montenegro. Da es am südlichen Balkan um diese Jahreszeit noch annehmbare Temperaturen gab, machten sich voller Vorfreude 12 Personen auf den Weg Richtung Montenegro (9 davon am Mittwoch Abend [davon 8 Fürsten], 3 am Tag darauf [mit einem Mitglied]). Doch so fröhlich wie alle dachten war es für den einen oder anderen dann doch nicht. Dazu später mehr...


Alles begann am Mittwoch um 17:00 Uhr als einige von uns den bereits gebuchten 9-Sitzer von der Firma Buchbinder abholen wollten. Nach 20-minütiger Wartezeit beim Schalter dann die Ernüchterung:"Noch Montenegro foats es sicha net!" ertönte es aus dem Mund des sehr unfreundlichen Mitarbeiters. Nach einer kurzen Diskussion und einige unschönen Worten unsererseits verließ man die Räumlichkeiten der Autovermietung, die uns wohl nie wieder zu Gesicht bekommen wird. Nun standen wir mit leeren Händen da und entschlossen uns kurzerhand mit 2 privaten PKWs die knapp 2500 Kilometer lange Reise anzutreten.


Abfahrt war nun 18:00 Uhr in Linz und sukzessive wurden die einzelnen Mitreisenden von ihren Wohnorten aufgesammelt. Um 19:00 Uhr verließen wir vollzählig die Raststation Voralpenkreuz. Unser erstes Reiseziel war die Adriastadt Budva, die in etwa 1100 Kilometer Entfernung lag. Die Zeit wurde mit flüssiger Nahrungsaufnahme verkürzt. Auch der "heilige Würfel" kam zum Einsatz, welcher die Autoeinteilung bei jeder Rast etwas durchmischen sollte. 


Von den etwaigen befürchteten Grenzkontrollen merkte man wenig und so war man nach guten 4-5 Stunden Fahrt in Kroatien angelangt. Eher unspektakulär war die Reise durch Kroatien, da es bereits stockdunkel war und außer Autobahnraststationen nichts anvisiert wurde. Jedoch mit dem großen Müdigkeitseinbruch der Fahrer war nicht zu rechnen, da Gott sei Dank das ein oder andere Mitglied immer wieder mit lustigen Geschichten für Stimmung sorgte. Um 05:00 Uhr früh erreichte man den kleinen Küstenabschnitt von Bosnien-Herzegowina und um kurz nach 06:00 Uhr früh Dubrovnik. Ein schöner Anblick der sich uns in der Morgendämmerung bot. Danach ging es weiter nach Montenegro, wo wir die ersten Probleme mit den dortigen Grenzbeamten hatten. Für die Einreise nach Montenegro brauchte man eine Greencard für das Auto, die eines von unseren Autos nicht mitführte. Es dauerte gefühlte 10 Minuten bis wir erst einmal kapierten, was er von uns wollte, da er nicht den Anschein machte Englisch sprechen zu wollen. Für eine Gebühr von 15€ war es dann geschafft! Endlich in Montenegro! Einen Klassiker gab es bei der Hinfahrt noch zu vermelden. Wir überquerten die Meerenge vor Kotor mit einer Fähre, was nach so einer langen Autofahrt wieder die Stimmung hob. Um kurz nach 09:00 Uhr (15h Autofahrt) früh am Donnerstag erreichten wir unser Hotel in Budva. Da wir auf die fertigen Zimmer warten mussten, überbrückten wir die Zeit mit einigen verdienten Bieren und einem guten Mittagessen.


Die meisten von uns waren nach diesem anstrengenden Trip sichtlich gezeichnet, aber es konnte trotzdem jeder davon überzeugt werden nicht schlafen zu gehen, sondern sich in der Gegend umzuschauen. Zuerst ging es für uns Richtung Strand, wo fast alle sich in die Fluten schmissen. Das Meer mit 21 Grad noch angenehm zum plantschen. Der leicht steigende Alkoholspiegel und die übertauchte Müdigkeiten ließ uns wohl bei einigen anderen Touristen als ein paar Wahnsinnige erscheinen. So hatten wir auch eine Auseinandersetzung mit einem Strandverkäufer, der uns wüste Beschimpfungen in der Muttersprache nachschrie. Als wir daraufhin in der selben Sprache regelkonform antworteten, wurde dieser wütend und verfolgte uns mit einem Kleiderständer. Da jedoch sein rechtes Bein leicht lädiert war, verlas ihm nach knapp 5 Meter der Mut uns zu verfolgen :D. 


Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Kaffeehaus orteten wir unser Stammlokal. Ein Dartautomat war vorhanden, eine nette Bedienung und sehr preiswerte Getränke. Nach steigendem Alkoholspiegel und einem Dartturnier wurden Erinnerungen an Moldawien wach. Die Liederauswahl im Lokal oblag unserer Wenigkeit und die Tische wurden zum Tanzen und Durchdrehen benutzt. Da aber mit dem Fortschritt der Uhrzeit die Müdigkeit immer mehr zu spüren war, hieß es kurz vor Mitternacht auch für die Letzten von uns: Gute Nacht!


Am nächsten Morgen erhielten wir eine Schocknachricht. Das 2. Auto, dass nach Montenegro unterwegs war, ereilte ein Unfall, Ursache: Sekundenschlaf. Gott sei Dank ist den Reisenden nichts passiert, jedoch war eine Weiterfahrt aufgrund des Schadens am Auto nicht möglich. Sie mussten einige Stunden später mit einem Leihauto den harten Weg von Kroatien aus nach Hause antreten. 


Für uns war am Matchtag ein Sightseeingprogramm vom Hotelchef zusammengestellt worden. Es ging für uns in den Lovcen-Nationalpark. Um auf diese Anhöhe zu kommen mussten 25 Serpentinen durchfahren werden. Von oben erblickte man die wunderschöne Landschaft rund um Kotor, die man einfach gesehen haben muss, wenn man in Montenegro ist. Der Weg führte uns weiter auf einspurigen "Güterwegen" Richtung Bergspitze. Von dort aus mussten nochmals 462 Stufen in Angriff genommen werden. Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit. Anstatt bis nach Albanien sehen zu können, zog der Nebel herein und man musste froh sein ein paar hundert Meter weit zu sehen. Am Berg oben war ein Denkmal aus der KuK-Zeit angebracht.


Nach diesen teils atemberaubenden Momenten ging es für uns zum Spielort in die Stadt Podgorica, welche eher wenig zu bieten hatte und vielerorts von Armut geprägt war. Trotzdem war unser Hotel top und das Essen im gegenüberliegenden Restaurant sehr gut. 


Nun hieß es auf ins Stadion Pod Goricom. Ein Stadion im Ostblockstil mit einem Fassungsvermögen von etwa 12.000 Zusehern. Der Österreicherblock war hinter dem Tor, wobei es 2 Ränge gab. Im oberen Block wurde unser Fetzen, sowie die von den anderen führenden Gruppen aufgehängt und man positionierte sich dahinter. Sehr interessant war die Aufteilung der Heimfans, die auf drei verschiedenen Tribünen versuchten ihre Mannschaft zum Sieg zu treiben.


Zu diesem Spiel gab es wieder eine Choreo die vom Teamfanclub Pielachtal angefertigt wurde. Am Banner stand: Frankreich wir kommen. Zudem tauchten wir den Block in unsere Farben mit roten und weißen Zetteln.


Die Stimmung anfangs ganz passabel, flaute mit Laufe des Spiels immer mehr ab. Grund dafür war wohl die äußerst schwache Leistung in der ersten Hälfte unseres Teams. Kaum gefährliche Situation im gegnerischen Strafraum, viele Fehlpässe und zu wenig gewonnene Zweikämpfe war das Resümee. Deshalb war es nur mehr eine Frage der Zeit bis die ebenfalls schwachen Montenegriner in Führung gingen. In der 32. Minute erzielte Vucinic den Führungstreffer, der jedoch nicht zählen hätte dürfen, wegen Handspiels. Im Block machte sich negative Stimmung breit. Der Support ziemlich am Tiefpunkt, einzig der Ohrwurm "Die ganze Kurve singt..." veranlasste einige Österreicher zum dauerhaften supporten. Als der Schiri abpfiff gingen die Österreicher mit hängenden Köpfen und einem 1:0-Rückstand in die Kabine.


Der Frust war den Mitgereisten ins Gesicht geschrieben, jedoch hofften wir auf eine Besserung in der 2. Hälfte und diese kam auch. Unser Team agierte aggressiver und verursachte nicht mehr so viele Fehlpässe. Dann die 55. Minute: Martin Harnik tankte sich auf der rechten Seite durch, spielte einen präzisen Stangler auf Marc Janko, der gekonnt zum 1:1 aus kurzer Distanz einschob. Balsam auf die österreichische Fußballseele, wobei der eine oder andere noch nicht wirklich zufrieden war. Die Stimmung nahm jetzt auch wieder etwas mehr Fahrt auf, obwohl es immer strittiger am Rasen wurde. Grund: Zlatko Junuzovics vermeindlicher Treffer zum 2:1 wurde wegen eines Foulspiels aberkannt - Fehlentscheidung. Zum Drüberstreuen erzielte dann Montenegro die erneute Führung durch Beciraj, welche nicht zählen hätte dürfen wegen Abseits. Aber selber schuld, warum wurde der Ball nicht einfach von der Verteidigung ins Out gedroschen. Unsere Mannschaft kämpfte jedoch um den Ausgleich, sie war bemüht und diese Bemühungen wurden dann in der 82. Minute durch Marko Arnautovic belohnt. Er umkurvte die gesamte Abwehr und schoss mit einem satten Schuss ins lange Eck ein. Unglaublicher Jubel brach im Sektor aus, denn damit hatten nicht viele an diesem Abend gerechnet. Die Stimmung jetzt auf sehr hohem Level. Wir wollten unbedingt unsere Mannschaft noch zum Sieg peitschen. Nach Schiedsrichterkritik flog noch der Kapitän von Montenegro mit Rot vom Platz, dadurch bekamen unsere Hoffnungen auf 3 Punkte einen erneuten Schub. Und dann die 92. Minute: Nach einem Angriff von Martin Harnik fiel der Ball Marcel Sabitzer vor die Füße, der trocken einschoss. 3:2 für Österreich, alle knapp 600 Mitgereisten waren aus dem Häuschen. Der 5. Awaysieg in dieser Quali der 8. Sieg in Folge, unpackbar! So schlecht starteten wir in das Spiel und dann das... Sieg in Montenegro ein Wahnsinn! Nach dem Schlusspfiff Party pur, was sich im Block abspielte.


Unsereins machte sich nach den Jubelgesängen mit dem Taxi auf den Weg ins Hotel. 1,50€ pro Taxi für knapp 3 Kilometer waren dafür ein Geschenk! Es wurden miteinander noch einige Freudenbiere getrunken, ehe es wieder hieß: Gute Nacht!


Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in die Heimat. Wieder an die 15 Stunden Autofahrt warteten auf uns. Dieses mal entschieden wir uns nicht durchgehend entlang der dalmatinischen Küste zu fahren, sondern wählten den Weg durch Bosnien-Herzegowina. Auf der Ausreise von Montenegro der nächste Zwischenfall mit den dortigen Grenzbeamten. Das erste Auto von uns wurde ohne Probleme durchgewunken, das Zweite musste warten. Grund dafür war, dass man anscheinend eine Hotelbestätigung brauchte um Ausreisen zu dürfen. Wir hörten dies zum ersten Mal. Nach einiger Diskussion hielt er uns einen Zettel vor die Nase, welcher wohl eine Strafe sein sollte, aus Kotor, jedoch war das Ausstellungsdatum 3 Tage bevor wir überhaupt unsere Reise nach Montenegro begonnen hatten. Auch dieser Grenzbeamte war wohl nicht gewillt seine Englischkünste unter Beweis zu stellen und forderte nun mit Deuten seiner Hände 100€ Strafe. Für uns war klar, dass das die typische Korruptionsmasche der Balkanländer ist. Schlussendlich ließ er sich auf einen Deal von 10€ Gebühr ein, welche trotzdem eine Frechheit war. Da wundern sie sich noch warum sie in der Europäischen Union nicht aufgenommen werden...


Die restliche Heimfahrt war überschattet durch sehr starke Regenfälle, Seitenwind und teilweise schlechte Sicht. Ein Höllentrip den wir durch eine sichere Fahrweise gut überstanden haben. Wir wären wohl schon nach 12-13 Stunden Fahrt zu Hause angekommen, aber noch zum Drüberstreuen war der Gleinalmtunnel in der Steiermark gesperrt, wo wir wieder wertvolle Zeit verloren haben. Schlussendlich war man kurz vor Mitternacht und nach erneuten 15 Stunden Fahrt in Linz angekommen. Mit wunderschönen Erinnerungen an eine unvergessliche Auswärtsfahrt und den Gedanken an ein unvergessliches Spiel ging es zu Bett. Am Montag folgt dann das letzte Quali-Spiel gegen Liechtenstein in Wien, bei dem wir die weiße Weste behalten wollen. FRANKREICH WIR KOMMEN!